Sich freiwillig aktiv gesellschaftlich engagieren, ohne Vergütung – ein großer Teil der Bevölkerung stärkt durch Ausübung eines Ehrenamts den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Das Interesse an ehrenamtlicher Arbeit nimmt nicht ab. Im Gegenteil, immer mehr Menschen haben den Wunsch, etwas Sinnstiftendes zu tun und anderen Menschen zu helfen. Klassische Ehrenamtsarbeit ist beispielsweise Vereinsarbeit im Sport. Sie macht immer noch einen Großteil des ehrenamtlichen Engagements aus. Immer öfter wird vom bürgerschaftlichem Engagement oder Freiwilligenarbeit gesprochen. Neben dem traditionellen langfristigen Ehrenamt in Organisationen wie Vereinen, Verbänden und Kirchen, bieten auch viele kleinere Initiativen kurze oder sporadische Einsätze in unterschiedlichen Bereichen an. Durch Freiwilligenbörsen oder Freiwilligentage einmal im Jahr gibt es die Möglichkeit, in unterschiedliche Bereiche des bürgerschaftlichen Engagements hinein zu schnuppern und zu schauen, ob und welche Arbeit die richtige ist. Um Jugendlichen und jungen Erwachsenen ehrenamtliche Arbeit nahe zu bringen, gibt es in Deutschland das Freiwillige Soziale Jahr und das Freiwillige Ökologische Jahr, in denen ein Jahr lang in einem sozialen, kulturellen, sportlichen oder ökologischen Bereich gearbeitet werden kann. 2011 wurde der Bundesfreiwilligendienst als Ersatz für den Zivildienst eingeführt, der auch für Menschen über 27 Jahre offen ist.
Die Möglichkeiten eine ehrenamtliche Tätigkeit auszuüben sind vielfältig. Neben der klassischen Tätigkeit z. B. als Trainer im Fußballverein, als Mitglied in der Freiwilligen Feuerwehr, im Gemeinderat, in der Gewerkschaft oder Helfer in einem Wohlfahrtsverband, übt auch der Wahlhelfer, der Schöffe oder der Laienrichter seine Tätigkeit ehrenamtlich aus. In nahezu allen Bereichen des Lebens kann ein sinnvoller Beitrag für die Gesellschaft geleistet werden. In der Nachbarschaft gibt es vielleicht ein Kind, das Nachhilfe benötigt oder eine ältere Dame, die Hilfe bei Einkäufen braucht und dankbar für eine Begleitung zum Arzt ist. Wer lieber über eine organisierte Gruppe oder ein Projekt mit Gleichgesinnten tätig wird, aber noch nicht sicher ist, was passen könnte, findet in seiner Stadt oder Gemeinde Beratungsstellen zum Thema Ehrenamt. Über das Internet bietet die Stadt Berlin z. B. eine Ehrenamtssuche für die nähere Umgebung an. Freiwilligenbörsen veröffentlichen auf ihrer Homepage freie Ehrenamtsstellen für soziale, kulturelle oder auch gesellschaftspolitische Initiativen und unterschiedliche Einrichtungen.
Wer schon genau weiß, auf welchem Gebiet er tätig werden möchte, kann sich direkt an Organisationen oder Initiativen wenden und sich beispielsweise engagieren im Bereich
Die ehrenamtliche Arbeit in einem Verein ist in Deutschland immer noch die verbreitetste Variante, um bürgerschaftliches Engagement zum Ausdruck zu bringen. In einem Verein lassen sich mit Gleichgesinnten gemeinsame Interessen verfolgen. Die Mitgliedschaft in einem Sportverein zählt zu den beliebtesten ehrenamtlichen Tätigkeiten. Aber auch die soziale Arbeit im begleitenden und betreuenden Bereich nimmt einen großen Teil ehrenamtlicher Tätigkeit ein. Ehrenamtliche Helfer sind die Hauptstützen in der Vereinsarbeit und können in vielen Aufgabenbereichen eingesetzt werden. Ein Vereinsmitglied nimmt an Sitzungen teil und diskutiert die inhaltliche Ausrichtung des Vereins mit. Mit seinem Mitgliedsbeitrag leistet das Vereinsmitglied einen wichtigen finanziellen Beitrag, um das Vereinsleben am Laufen zu halten. Auch die eigenen Kenntnisse aus dem Berufsleben wie Buchhaltung oder Marketing können als wertvolle Beiträge in die Vereinsarbeit mit einfließen. Je nach Ausrichtung eines Vereins, helfen Ehrenamtliche das Freizeitangebot zu vergrößern, leisten einen wichtigen Beitrag in der Jugendarbeit oder im Umweltschutz, bieten hilfebedürftigen Menschen Unterstützung und Betreuung im Alltag an und helfen ihnen ihre Selbstbestimmtheit zu bewahren. Ehrenamtliche Helfer können die Gesellschaft aktiv mitgestalten und verändern. Aber auch ohne Mitglied zu werden, können Vereine unterstützt werden. Entweder mit einer Spende, um den Verein die Möglichkeit zu geben noch mehr zu helfen oder einem Verein seine Zeit für ein Ehrenamt zur Verfügung zu stellen, ohne die Mitgliedschaft zu erwerben.
Soziales Engagement lässt sich auf genauso vielfältige Art und Weise ausdrücken wie die Einsatzfelder unterschiedlich sind. Jeder Mensch hat persönliche Stärken und Kenntnisse, die in die Ehrenamtsarbeit eingebracht werden können. Die beste Voraussetzung sind die Gründe, die ausschlaggebend sind, sich freiwillig zu engagieren: etwas Sinnstiftendes zu tun, anderen Menschen zu helfen, Spaß daran zu haben, anderen etwas beizubringen, neue Erfahrungen zu sammeln oder andere Menschen und Kulturen kennenzulernen. Für einige ehrenamtliche Tätigkeiten sind sicherlich besondere Fähigkeiten erforderlich, es müssen Qualifizierungskurse durchlaufen werden oder es sind bestimmte gesetzliche Vorgaben zu erfüllen wie beispielsweise bei der Arbeit im Katastrophenschutz, im Hospiz oder bei der Arbeit als ehrenamtlicher Betreuer. Manchmal kann im Beruf erlangtes Wissen hilfreich für die Ehrenamtsarbeit sein. Häufig sind bei der Ausübung eines Ehrenamts aber Fertigkeiten im zwischenmenschlichen Bereich das Wichtigste wie zuhören, reden, vorlesen, trösten, singen, malen, musizieren oder kochen.
Für ein Ehrenamt wird Zeit investiert, aber es sollte im Zusammenhang mit der Ausübung keine finanziellen Ausgaben verbunden sein. Obwohl ehrenamtliche Arbeit meist im nahen Umfeld geleistet wird, können An- und Abreisekosten zum Einsatzort entstehen. Meistens übernehmen die Vereine, Organisationen oder Initiativen, für die ehrenamtlich gearbeitet wird, die Fahrkosten. Es sollte auf jeden Fall im Vorfeld abgeklärt werden, ob Fahrgeld erstattet wird. Für bestimmte ehrenamtliche Arbeit z. B. im Katastrophenschutz wird beim Einsatz eine spezielle Ausrüstung benötigt und vorab wird eine Grundausbildung durchlaufen. Die Kosten dafür werden in der Regel bezahlt. Ehrenamtliche Helfer im Hospiz oder Menschen, die sich für die Tätigkeit als ehrenamtlicher Betreuer entschieden haben, werden auf dieses Einsatzfeld immer mit Qualifizierungskursen vorbereitet. Auch an regelmäßigen Fortbildungen kann teilgenommen werden. Vorab sollte ebenso in diesen Fällen geklärt werden, ob die Kosten übernommen werden. Wenn eine Mitgliedschaft in einem Verein angestrebt wird, um dort einem Ehrenamt nachzugehen, wird ein Mitgliedsbeitrag fällig.
Grundsätzlich wird ehrenamtliche Tätigkeit unentgeltlich ausgeübt. Jedoch kommt es vor, dass bei freiwilligem Engagement Unkosten entstehen. Diese Auslagen werden den Ehrenamtlichen oft von den Vereinen oder Organisationen, für die sie tätig sind, erstattet. Bei den Auslagen kann es sich um Telefonkosten, Fahrtkosten oder Portokosten handeln. Als Aufwandsentschädigung wird dann meist eine Ehrenamtspauschale gewährt. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass die ehrenamtliche Tätigkeit gemeinnützigen, mildtätigen oder kirchlichen Zwecken dient. Außerdem muss das Ehrenamt nebenberuflich ausgeübt werden. Die Ehrenamtspauschale ist bis zu einem bestimmten Freibetrag von 720 € pro Jahr steuerfrei. Daneben gibt es noch eine weitere Art der Aufwandsentschädigung, die sogenannte Übungsleiterpauschale. Bei der Übungsleiterpauschale steht weniger die Auslagenerstattung im Vordergrund. Vielmehr dient sie als Anerkennung der ehrenamtlichen Leistung von Menschen, die sich beispielsweise als Erzieher in der Jugendarbeit betätigen, Trainer im Sportverein sind, Singnachmittage für ältere Menschen anbieten oder Bastelkurse für Menschen mit Behinderungen veranstalten. Voraussetzung für die Gewährung ist die nebenberufliche Ausübung. Des Weiteren muss das Ehrenamt einem gemeinnützigen und pädagogischen Zweck dienen, um die Übungsleiterpauschale in Anspruch nehmen zu können. Sie ist wie die Ehrenamtspauschale bis zu einem bestimmten Betrag von 2400 € pro Jahr steuerfrei. Auch beim Einsatz als ehrenamtlicher Betreuer kann für die Auslagen eine Aufwandsentschädigung beantragt werden. Die Pauschale von 399 € jährlich wird entweder bei der Sozialkasse beantragt oder direkt vom Betreuten bezahlt.
Wer sich freiwillig für das Gemeinwohl einsetzt, sollte sich in jedem Fall mit dem Thema Versicherungsschutz auseinandersetzen. Die Unfallversicherung und die Haftpflichtversicherung sind für Tätigkeiten im ehrenamtlichen Bereich die beiden relevanten Versicherungen, für die es gilt, einen Schutz anzustreben. Genau wie im privaten oder beruflichen Bereich können Aktivitäten oder Tätigkeiten Unfälle oder Sachschäden nach sich ziehen. Meist geht es um Bagatellen. Aber es kann sich auch um eine kleine Verletzung am Arm handeln, die sich ein ehrenamtlicher Helfer bei einer Müllsammelaktion einer lokalen Bürgerinitiative zuzieht. Oder die ältere Dame, die ein Ehrenamtlicher auf einem Spaziergang begleitet, knickt um. Schnell können selbst kleinere Unfälle oder Sachschäden wie beispielsweise eine Delle am Auto, relativ große gesundheitliche oder finanzielle Folgen für sich oder andere haben. Ehrenamtliche bei öffentlichen Trägern wie der Kirche oder Wohlfahrtsverbänden sind über eine gesetzliche Unfallversicherung abgesichert. Genaueres zum Umfang der Leistung und für welche Einsatzfelder und Tätigkeiten sie gilt, sollte zu Beginn der Freiwilligenarbeit geklärt werden. Eine Haftpflicht dagegen bekommen in den meisten Fällen nur Ehrenamtliche in Leitungsfunktionen wie beispielsweise ein Vereinsvorstand. Meist ist auch das Ehrenamt bei privaten Organisationen oder in privaten Projekten unfallversichert. Ob und welche Tätigkeiten abgesichert sind, sollte angefragt werden. Für bürgerschaftliches Engagement in kleinen lokalen Bürgerinitiativen, Selbsthilfegruppen und Projekten haben die Bundesländer Sammelversicherungen abgeschlossen, über die Freiwillige unfall- und haftpflichtversichert sind.
An bürgerschaftlichem Engagement kann sich jeder ohne Voraussetzungen beteiligen. Es gibt vielfältige Möglichkeiten, sich mit seinen Interessen und Fähigkeiten einzubringen. Für einige Tätigkeitsfelder in sensiblen Bereichen wie z. B. in der Hospizarbeit ist die Teilnahme an einem Qualifizierungskurs notwendig. In diesen Kursen werden die zukünftigen Ehrenamtlichen auf die Arbeit mit schwerkranken und sterbenden Menschen vorbereitet. Auch für die Arbeit als ehrenamtlicher Betreuer ist ein Qualifizierungskurs nötig. Betreuer, die sich um ältere Menschen kümmern, wird ein Überblick über Erkrankungen wie beispielsweise Demenz und deren Auswirkungen gegeben. Außerdem werden sie über einige grundlegende rechtliche Aspekte, mit denen sie im ehrenamtlichen Alltag konfrontiert werden, geschult. Aus der Tätigkeit im Ehrenamt ergeben sich eventuell Herausforderungen oder der Wunsch sich ein vertieftes Wissen anzueignen. Ein ehrenamtlicher Mitarbeiter in der Projektorganisation möchte vielleicht durch spezielle Kenntnisse im Projektmanagement oder der Öffentlichkeitsarbeit das Projekt besser voranbringen. Menschen, die sich für Geflüchtete engagieren, stellen fest, dass sie besser helfen können, wenn sie sich im Asylrecht auskennen oder Kenntnisse in der Sprache des Geflüchteten haben. Auch Themen wie interkulturelle Kommunikation oder Achtsamkeitstraining werden in Fortbildungskursen vermittelt. Die Kurse werden meist von den Trägern selbst oder in Kooperation mit anderen Organisationen angeboten und sind für die Teilnehmer kostenlos. In Berlin gibt es z. B. für alle im Bezirk Tempelhof-Schöneberg bürgerschaftlich Engagierten unentgeltliche Kursangebote von der Volkshochschule.
Bürgerschaftliches Engagement ist freiwillig, daher ist es grundsätzlich möglich, den ehrenamtlichen Aufgabenbereich zu wechseln. Manchmal stellt es sich heraus, dass die gewählte Tätigkeit nicht zu einem passt. Die Organisationen und Vereine, für die ehrenamtlich gearbeitet wird, beraten gerne und helfen eine neue Aufgabe zu finden. Die meisten Träger bieten unterschiedliche Tätigkeitsfelder an. Somit ist es kein Problem, innerhalb des vertrauten Umfelds eine neue Aufgabe zu übernehmen. Natürlich ist es jederzeit möglich, sich völlig neu zu orientieren. Neben den klassischen Ehrenämtern wie der Vereinsarbeit und der ehrenamtlichen Arbeit im Gesundheits- und Wohlfahrtsbereich, gibt es heutzutage unzählige Initiativen und Projekte mit ganz unterschiedlicher Ausrichtung. Bürgerschaftliches Engagement im Umweltschutz oder in der Arbeit mit Geflüchteten – das Ehrenamt hat viele Facetten. Eine langjährige Bindung und Einsätze mehrmals in der Woche sind keine Voraussetzung, um ein Ehrenamt auszuüben. Viele kleine Gruppen verbinden Freiwilligenarbeit mit sporadischen Einsätzen. Neben den Einrichtungen selber bieten auch Städte und Gemeinden in Ehrenamtsbüros persönliche Beratungen an, um einen passenden Bereich für sich zu finden. Daneben bieten Träger Informationsveranstaltungen und Aktionstage an, um die Einrichtung besser kennenzulernen.
In der klassischen Ehrenamtsarbeit sind Einsätze von ein bis zweimal pro Woche üblich. Meist umfasst der Zeitaufwand dann vier bis acht Stunden pro Woche. Einige ehrenamtliche Tätigkeiten erfordern mehr zeitlichen Aufwand und eine längerfristige Bindung als andere. Die Freiwilligenarbeit im sozialen Bereich ist eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe. Die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, in der Hospizarbeit oder die Pflege älterer Menschen benötigt eine vertrauensvolle Grundlage. Basis dafür ist eine längerfristige Bindung und eine regelmäßige Beschäftigung mit einer Einsatzzeit von ein bis zweimal pro Woche. Auch der Aufwand für eine ehrenamtliche Betreuung erfordert einen zeitlichen Einsatz von mindestens ein bis zweimal in der Woche. Betreut werden häufig ältere Menschen oder Menschen mit Behinderungen, die ihre rechtlichen Angelegenheiten nicht selbst erledigen können. Die Einarbeitung in die individuelle Situation der Betroffenen sowie die Unterstützung der Betroffenen im Alltag, können manchmal einen erhöhten Zeitaufwand darüber hinaus sinnvoll machen. Es gibt viele ehrenamtliche Tätigkeiten, die mit weniger Zeitaufwand pro Woche ausgeübt werden können. Ehrenamtliche Beratungsstellen helfen weiter, ein entsprechendes Aufgabenfeld zu finden. Ebenso wenn es darum geht, ein Ehrenamt ohne regelmäßigen Einsatz zu finden.